Feuchteschutz im konstruktiven Ingenieurbau

Stand 2000

Eine normale Baufeuchte ist unumgänglich.

Auf jeden Fall ist aber eine permanente Durchfeuchtung von Bauteilen zu vermeiden.

Feuchtetechnische Kennwerte

Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl μ.

diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd = μ * S

relative Feuchte φ

Tauwasser

Nach DIN 4108 darf Tauwasserbildung den Wärmeschutz und die Standsicherheit nicht gefährden. Deshalb muß in der Tauperiode enstandenes Tauwasser während der Verdunstungsperiode verdunsten. Tauwasser darf nicht zu Korrosion, Pilzbefall, etc. führen. Zu unterscheiden sind Tauwasserausfall auf der Bauteiloberfläche und Tauwasserausfall im Inneren von Bauteilen. Die maximale Tauwassermenge beträgt ca. 1 kg/m2 für Wand und Deckenkonstruktionen. Rür Berührungsflächen von kapillar nicht aufnahmefähigen zu Luft-, Faserdämmstoffen maximal 0,5 kg/m2. Der massebezogene Feuchtigkeitsgehalt bei Holz darf maximal 5% betragen, bei Holzwerkstoffen maximal 3%. Baustoffe mit harmonischem Verhalten besitzen ähnliche Wärme- und Feuchtigkeitsdurchgänge, unharmonisch verhalten sich z .B. Dampfsperren oder eine Wärmedämmung. Eine dampfdichte Außenhaut erfordert Hinterlüftung. Eine Innendämmung ist kritisch zu betrachten, sie macht eine Dampfsperre innen erforderlich. Die Dampfsperre ist vollkommen wasserdampfdicht, sie ist erforderlich bei Warmdächern. Eine Dampfbremse ist z.B. eine Folie vor der Dämmung, sie hat hauptsächlich Luftdichtigkeit zur Aufgabe.

Tauwasserausfall auf der Bauteiloberfläche

Tauwasserausfall im Inneren von Bauteilen

Beim rechnerischen Nachweis sind die ungünstigeren Werte anzusetzen: In der Tauperiode ist der kleinste Wert für μinnen und der größte Wert für μaußen anzusetzen.

In der Verdunstungsperiode sind dieselben Werte zu verwenden.

Wärmeübergangswiderstände: Tabelle 5 in DIN 4108

Klimabedingungen: DIN 4108 Teil 3

Diffusionsberechnung:

  • Prüfung auf Tauwasserbildung
  • Ermittlung Tauwasser-, Verdunstungswassermenge
  • Vergleich

Verfahren nach GLASER

Im Glaser-Diagramm werden die diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken aufgetragen.

  1. Ermittlung des Temperaturverlaufes im Bauteil
  2. Ermittlung der Sattdampfdruckkurve
  3. Ermittlung der Wasserdampfpartialdruckkurve über die Beziehung p = ps * φ
  4. Im Schnittpunkt der Kurven bildet sich Tauwasser
  5. Die reale Wasserdampfpartialdruckkurve ergibt sich nach der Seilregel

Bei Bauteilschichten mit Temperaturdifferenz über 10K besteht ein nichtlinearer Zusammenhang, hier ist eine gesonderte Betrachtung erforderlich.

Tauwasserausfallebene, sda, sdi

Oder Tauwasserausfall über Bereich

Tauperiode tT = 1440 h
Rechenwerte für Wände und Decken in nicht klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden nach DIN 4108 Teil 3:
PeriodeRaumklimaAußenklima
Lufttemperatur20 °C-10 °C
Relative Luftfeuchte0,50,8
Wasserdampfsättigungsdruck2340 Pa260 Pa
Wasserdampfpartialdruck1170 Pa208 Pa
Verdunstungsperiode tV = 2160 h
Lufttemperatur12 °C12 °C
Relative Luftfeuchte0,70,7
Wasserdampfsättigungsdruck1403 Pa1403 Pa
Wasserdampfpartialdruck982 Pa982 Pa

einschichtige Bauteile: 1/Δ = 1.5 * 106μ*S

flächenbezogene Tauwasser-Menge:

mT= tT*(m.i-m.a)

Verdunstungwassermenge

lineare Verbindung pa-TW-Ebene-pi, PS ( 12 °C)

mV= tV *(m. i + m. a)

Beispiel:

Eine zweischalige Außenwand soll nachträglich durch eine Innendämmung verbessert werden

11,5-KMZ-MW,ρ = 2000 kg/m3

17.5 KS-MW (ρ = 2000 kg/m3)

10 cm PS-Hartschaum WLG 040, ρ = 15 kg/m3

Normbedingungen mach DIN 4108 T3

 AußenInnen
Tauperiode
Luftemperatur in °C-1020
relative Luftfeuchte80%50%
H2O-Sättigungsdruck in hPa2602340
H2O-Partialdruck in hPa2081170
Verdunstungsperiode
Luftemperatur in °C1212
H2O-Sättigungsdruck in hPa14031403
H2O-Partialdruck in hPa982982

Wärmedurchgangskoeffizient

αi = 1/0,13 W/(m2 * K)

αa = 1/0,04 W/(m2 * K)

k = 0,34 W/(m2 * K)

Temperaturen in den Schichten:

q = k*Δθ = 10,2 W/m2

θoi = 18,7 °C

θai = θoi - s1/ λ 1 * q

Sattdampfdrücke

ps,oI = 2158 Pa

ps, 1 = 343 Pa

ps, 2 = 298 Pa

ps, oa= 209 Pa

Im Glaser-Diagramm werden die wasserdampfäquivalenten Luftschichtdicken aufgetragen:

Dämmung: sd1= my 1 * s1 = 2 m (my1 minimal)

Hintermauerung sd2= my2 * s2 = 4,38m (my2 maximal)

Verblendung: sd3= My3 * s3 = 11.5 m|my3 max)

1/Δa = sd3

Tauwassermenge

mpunktT= ( pi-ps,1) / 1/ DELTAi-(ps, 2-pa )/ 1/Δa = 2, 7*10-4 kg * ( m2*h)

Tauperiode tT = 1440 h

mT= mpunktT * tT= o.389 kg/m2

Verdunstungswassermenge

mV= 0,875 * 10-4 kg / (m2*h)

tV = 2160h

mV = 0,189 kg/m2

Ist mV kleiner als  mT, so ist das Bauteil untauglich.